Als freischaffender Redakteur und ehemaliger Berufsmusiker schaue ich gerne zurück auf die Klangwelten, die mich geprägt haben.
- Eine Stimme, die mich bis heute berührt, ist die des deutsch-niederländischen Sängers Bruce Low.
- Sein Name steht für eine Ära der tiefen Stimmen, der erzählerischen Schlager und einer fast vergessenen Ehrlichkeit in der Musik.
Heute möchte ich ein besonderes Lied würdigen, das zu Unrecht aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden ist: „Kartenspiel“!
- Bruce Low wurde am 26. März 1913 in Java geboren, das damals zu Niederländisch-Indien gehörte.
- Sein bürgerlicher Name lautete Ernst Gottfried Bielke.
- Als junger Mann wandte er sich früh der Musik zu, nahm unter dem Künstlernamen Bruce Low zahlreiche Lieder auf und feierte vor allem in den 1950er- und 60er-Jahren große Erfolge.
- Berühmt wurde er unter anderem durch Interpretationen wie „Noah“, „Die Legende von Babylon“ oder „Das Kartenspiel“, das später einfach nur „Kartenspiel“ genannt wurde.
Das Lied „Kartenspiel“ wurde 1965 veröffentlicht und basiert auf dem englischen Original “Deck of Cards“ von T. Texas Tyler aus dem Jahr 1948!
- Bruce Lows deutschsprachige Version bringt jedoch eine ganz eigene, tief berührende Stimmung mit sich.
- In der Erzählform schildert das Lied die Geschichte eines Soldaten, der beim Militärgottesdienst kein Gebetbuch zur Hand hat und sich stattdessen mit einem Kartenspiel behelfen muss.
Jede Karte symbolisiert für ihn eine religiöse Bedeutung:
- Das Ass steht für Gott, die Zwei für das Alte und das Neue Testament, der König für den höchsten Herrscher – und so weiter.
- Diese Art von Musik war kein oberflächlicher Schlager, sondern musikalisches Geschichtenerzählen mit einem moralischen Unterbau.
- Die Tiefe in Bruce Lows Stimme verlieh der Geschichte eine Glaubwürdigkeit, die weit über einfache Unterhaltung hinausging.
- Der Vortrag ist fast gesprochen statt gesungen, getragen von einer ruhigen Instrumentalbegleitung, die Raum lässt für die Worte.
- In einer Zeit, in der die Welt im Umbruch war – Vietnamkrieg, gesellschaftliche Rebellionen, Kalter Krieg – wirkte dieses Lied wie ein Ruhepol.
Was das Lied besonders macht, ist nicht nur die theologische Symbolik, sondern die zeitlose Botschaft:
- Jeder Mensch trägt seinen Glauben, seine Hoffnung und seine Werte auf unterschiedliche Weise mit sich.
- Für die Soldaten im Lied war es ein Kartenspiel – für andere ist es vielleicht ein Foto, ein Buch oder ein Lied.
- „Kartenspiel“ war ein kommerzieller Erfolg, erreichte in Deutschland hohe Chartplatzierungen und wurde in vielen Radiosendungen gespielt.
- Bruce Low galt als Mann mit Charakter und Haltung, was sich auch in seiner Musikauswahl widerspiegelte.
Heute, Jahrzehnte später, ist es mir ein Anliegen, an solche musikalischen Schätze zu erinnern!
- Sie sind Teil unserer kulturellen Geschichte, erzählen von der Menschlichkeit in dunklen Zeiten und rufen uns ins Gedächtnis, dass Musik mehr sein kann als bloßes Entertainment.
Als ehemaliger Musiker weiß ich, wie viel Kraft in einem einzigen Lied stecken kann.
- Und als Redakteur sehe ich es als meine Aufgabe, diese Geschichten weiterzugeben.
- Kartenspiel von Bruce Low ist eine dieser Geschichten – eine, die nicht in Vergessenheit geraten darf.